Auf eine kurze Definition gebracht:
"Lebensmittelchemie ist die Lehre von den Eigenschaften und Umwandlungen unserer Lebensmittel und ihrer Bestandteile."
Aber dieses Fach beschäftigt sich nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Futtermitteln, kosmetischen Mitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen wie Verpackungsmaterialien, Ess- und Kochgeschirr, Putz- und Waschmitteln, Kleidung und Wäsche, Spielwaren, ja sogar mit Tabak- und Tabakerzeugnissen.
Positionspaper "Lebensmittelchemie 2014 - Quo vadis?"
Die Geburtsstunde des Faches "Lebensmittelchemie" als exakte Naturwissenschaft liegt etwa 120 Jahre zurück und ist eng verbunden mit dem Lebenswerk von Josef König (1843-1930), dem damaligen Leiter der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Münster. 1878 erschien sein Handbuch über die "Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genussmittel" in der ersten, noch zweibändigen Auflage. In der vierten Auflage war es ein fünfbändiges Werk, welches das damalige Wissen über Lebensmittel zusammenfasste.
Den Anlass, sich mit der Nahrungsmittelchemie zu beschäftigen, beschreibt eine nette Anekdote: Bei einem Festessen soll er von seiner Tischnachbarin gefragt worden sein, ob denn Spargel einen hohen Nährwert besitze. Josef König musste mit einer Antwort passen. Umgehend begann er mit einem Literaturstudium, fand aber keine Antwort im Schrifttum. Zum Glück hat er dabei eine Literaturstelle übersehen und begann mit eigenen Untersuchungen zur Zusammensetzung von Spargel, die er danach auf andere Lebensmittel ausdehnte, und wurde so zum Pionier der modernen Lebensmittelchemie.
In der Zeit von Josef König entstand auch der Beruf des Lebensmittelchemikers, damals "Nahrungsmittelchemiker" genannt.
Ein erstmals "landesweites" Reichsgesetz von 1879 hatte die chemisch-technische Untersuchung und Beurteilung von Nahrungsmitteln, Genussmitteln und "Gebrauchsgegenständen" vorgeschrieben und damit eine Berufsgruppe beauftragt, welche die entsprechenden speziellen, analytischen Kenntnisse besitzt. Die Ausbildung dieser Berufsgruppe wurde 1894 durch eine im Deutschen Reich einheitliche Ausbildungs- und Prüfungsordnung geregelt, welche noch bis in die siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gültig blieb. Auf dieser Basis - Reichsgesetz von 1879 sowie Ausbildungs- und Prüfungsordnung von 1894 - begann die Entwicklung des modernen Verbraucherschutzes, die Maxime des Faches Lebensmittelchemie.
In Anbetracht der rasanten Entwicklungen auf den Gebieten der Verarbeitung und Herstellung von Lebensmitteln - einschließlich der Lebensmittelverfälschungen - war es zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts dringend erforderlich, mit dem Nahrungsmittelrecht aufzuräumen. Unterbrochen durch den ersten Weltkrieg gelang dies erst 1927 mit dem neuen Lebensmittelgesetz (kurz LMG), das sich in differenzierter Form auf die neuen Situationen einstellte. Mit dem LMG wurde auch die heutige Berufsbezeichnung "Lebensmittelchemiker" eingeführt. Eine weitere Gesamtreform des Lebensmittelrechts kam 1976 in Form des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes (kurz LMBG). Das neue Lebensmittel- und Futtermittel-Gesetzbuch (LFGB) ist seit 2005 gültig, welches die Bestrebungen und Erfolge der Harmonisierung in der Europäischen Gemeinschaft zusammenfasst.
Mit Rücksicht auf den staatlichen Auftrag wird auch heute noch die Ausbildung zu „Staatlich geprüften LebensmittelchemikerInnen“ mit einer Staatsprüfung abgeschlossen. Die Ausbildung an den Universitäten erfolgt an einigen Standorten auch nach einer staatlichen Prüfungsordnung, ansonsten wurden konsekutive Bachelor/Master-studiengänge eingerichtet, wie auch in Stuttgart.
- Technische Universität Berlin
Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie
- Universität Bonn
Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften
- Technische Universität Braunschweig
Institut für Lebensmittelchemie
- Technische Universität Dresden
Fakultät für Chemie und Lebensmittelchemie
- Universität Erlangen-Nürnberg
Department Chemie und Pharmazie
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
- Universität Gießen
Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie
- Universität Halle-Wittenberg
Institut für Chemie
Bereich Lebensmittel und Umweltchemie
- Universität Hamburg
Hamburger School of Food Science (HSFS) -
Institut für Lebensmittelchemie
- Universität Hannover
Institut für Lebensmittelchemie (LCI)
- Universität Hohenheim
Institut für Lebensmittelchemie
- Technische Universität Kaiserslautern
Fachbereich Chemie
Fachrichtung Lebensmittelchemie und Umwelttoxikologie
- Karlsruher Institut für Techologie (KIT)
Institut für Angewandte Biowissenschaften
Abteilung für Lebensmittelchemie und Toxikologie
- Technische Universität München
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und Molekulare Sensorik
Lehrstuhl für Analytische Lebensmittelchemie
- Universität Münster
Institut für Lebensmittelchemie
- Universität Potsdam
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
- Universität Stuttgart
Institut für Biochemie und Technische Biochemie
Abteilung Lebensmittelchemie
- Universität Würzburg
Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
- Universität Wuppertal
Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften
Chemie und Biologie
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
Hier werden Sie zu den Überwachungsämtern des Bundeslandes Baden-Württemberg weitergeleitet.
LebensmittelchemikerInnen arbeiten bei staatlichen Behörden und Ämtern, in analytischen Laboratorien in Handel, Technik und Industrie, an Universitäten und als Selbständige. Das Spektrum von Tätigkeitsfeldern reicht von der Lebensmittel-, Kosmetika-, Genussmittel- und Bedarfsgegenstandskontrolle, -entwicklung und -forschung bis zu vielfältigen Aufgaben im Umweltschutz.
Beispiele der Tätigkeitsbereiche zeigt die nachfolgende Aufstellung.
im öffentlichen Dienst | in der freien Wirtschaft |
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